Verkehrserschließung der Gemeinde Schömberg:


(im Wesentlichen nach Akten des Gemeindearchivs)          W. Obert

1. Straßen und Wege nach Schömberg bis zur

Entstehung der ersten Sanatorien:

2. Verkehrserschließung durch Bahnlinien. (Projekte)

1912 Bahnlinie Pforzheim Schömberg

1918 Bahnlinie Unterreichenbach - Schömberg

3. Ortsbaupläne, Ortsbausatzung

4. Ausbau der Ortsstraßen

Umgehungsstraße 1912
Hörnlesbergsträßchen (über den Bühl nach Calmbach)
Staubfreimachung der Ortsstraßen
Gehwegherstellung

5. Ausbau der Zufahrtsstraßen

Ausbau der Straße nach Höfen
Ausbau der Straße nach Langenbrand
Ausbau der Straße nach Pforzheim
Höhenstraße Pforzheim Oberreichenbach (Umgehungstr. Schömberg)

6. Busverkehr

Private Kraftwagengesellschaft
Postlinie
Mietwagenverkehr
Richard Eberhardt
 
 

Teil 1

Straßen und Wege nach Schömberg bis zur Entstehung der ersten Sanatorien:


Die erste Karte, die eine Gemeindeverbindungsstraße aufzeigt, die Schömberg berührt ist die Carte von Wirttemberg, gezeichnet von J.G.F. Bohnenberger aus der Zeit um ca. 1800. Eine weitere Karte gibt es von Kaussler aus dem Jahre 1819. In diesen Karten wird eine Verbindungsstraße von Igelsloch über Schömberg - Waldrennach nach Neuenbürg dargestellt.

Igelsloch lag nahe an der einzigen Querverbindungsstraße zwischen den Tälern der Enz und der Nagold von Hirasu über Buderhof nach Calmbach. (alte Badstraße). In Neuenbürg war das für Schömberg zuständige Oberamt.

In der Karte von Bohnenberger wird auch die Straßenverbindung nach Liebenzell in der alten Streckenführung (ohne die S-Kurven) dargestellt.

In der Oberamtsbeschreibung von 1860 wird die aus Staatsmitteln unterhaltene Vicinalstraße (Ortsverbindungsstrße) von Neuenbürg nach Liebenzell erwähnt die 1834 ausgebaut wurde. Eine weitere Vicinalstraße gab es nach Calmbach . Nicht klar geht aus dieser Beschreibung hervor, um welche Straße nach Calmbach es sich hier handelt? Führt der Weg über Höfen nach Calmbach oder direkt über das Hörnlesbergsträßle?

Karte von Bauser, Oberamt Calw
Die Klärung liefern die Karten von Wilh. Bauser, die dieser ca. um 1870 zu allen württembergischen Oberämtern herausgegeben hat. Hier ist in den Karten zu den Oberämtern Calw und Neuenbürg die direkte Verbindung nach Calmbach über das Hörnlesbergsträßle als Vicinalstraße eingetragen wobei es in diesen beiden Karten kleine Differenzen in der Wegführung im Ortsbereich Schömberg gibt.
Die Verbindung von Langenbrand nach Höfen ist in diesen Karten als Fuß- und Feldweg entlang des Forellenbaches eingetragen.
Die Straße von Langenbrand nach Höfen in der heutigen Lage wurde erst gegen Ende des 1900 Jhd. gebaut und 1898 nochmals verbessert.
Sicher führten auch Wege zu den Nachbarorten. Diese Wege waren wahrscheinlich kaum befestigt, also von der Qualität her am ehesten mit heutigen Wald- und Wiesenwegen vergleichbar. Die Zubringerstraßen sind, wenn überhaupt, mit dem örtlich vorhandenen Sandsteinmaterial befestigt und für die mit Ochsen bespannten Fuhrwerke ausgerichtet
Man brauchte damals auch noch keine gut ausgebauten Zufahrtsstraßen. Dörfer wie Schömberg, mit ihrer bäuerlichen Bevölkerung waren Selbstversorger. Fast alles was das tägliche Leben erforderte wurde selbst hergestellt. Das reichte vom täglichen Brot bis zum selbst gewobenen Tuch. Transportleistungen mussten bei Transport des Getreides zur Mahlmühle, des Holzes zur Sägemühle und weiter zur Baustelle sowie beim Verkauf der landwirtschaftlichen Erzeugnisse erbracht werden. Männer ohne eigenen Grundbesitz mussten sich ihr Auskommen in der Landwirtschaft und vor allem auch im Wald suchen.
Die Notwendigkeit größere Entfernungen zurückzulegen ergibt sich für den normalen Arbeiter erst mit dem Aufkommen von Arbeitsmöglichkeiten in der Gold verarbeitenden Industrie in Pforzheim. Das Rasslertum (Arbeit in Pforzheim bei Beibehaltung des Wohnsitzes im Heimatdorf) setzte in Schömberg wegen der doch recht großen Entfernung zu Pforzheim wahrscheinlich erst mit der Erstellung der Bahnlinien im Enz- und Nagoldtal (Enztalbahn 1868 und Nagoldtalbahn 1874) ein. Diese Bahnlinien eröffneten die Möglichkeit für die Arbeiter den Weg nach Pforzheim jeden Tag zurück zulegen. Wobei der Weg ins Tal noch immer zu Fuß zurückgelegt werden muß.
Die Erstellung der Bahnlinien im Enz- und Nagoldtal bildeten natürlich auch die Voraussetzung zur Entstehung des 1888 beginnenden Kur- und Fremdenverkehrs auf der Schwarzwaldhochfläche in Schömberg. Wobei der restliche Weg bis zur Höhe immer noch sehr beschwerlich war.

Zustand des Dorfes:

Das bäuerliche Dorf zieht sich im 18. Jh.. am linken Rand des Eulenbachtales (Reichenbach) entlang, an Wegen die wir heute als die Tal- und die Schillerstraße kennen. Einzelne Gehöfte sind seitlich von dieser Achse abgerückt. Diese Besiedlungsachse wird im oberen Drittel von der Straße Höfen - Oberreichenbach beim heutigen Hugo Römpler Platz gekreuzt. An dieser Straße liegt bis zur Kirche ein weiterer Siedlungsschwerpunkt. Desweiteren gibt es noch eine Enklave auf dem Bühl an dem Weg nach Calmbach. Die Bevölkerung lebt von der Land und Forstwirtschaft
Flurkarte 1836 (handkoloriert)
Flurkarte 1836

Die Ortsstraßen sind teilweise sehr schmal mit einer Breite von 4-5 m. Auf der Flurkarte von 1836 sind 82 Gebäude erfaßt und durchnummeriert.
(Nr.1 im unteren Bereich der Talstraße und Nr. 83 auf dem Bühl)

Zu dieser Zeit gibt es noch eine ganze Reihe kleiner Häuser (Nr. 29 bis 42) an der Talsstraße gegenüber dem späteren Sanatorium Schömberg. Nach dem Lageplan von 1877 existiert diese Häuserzeile bis auf das Gebäude in der Kurve beim heutigen Kriegerdenkmal nicht mehr.

1877 wird in diesem Bereich die Straßenführung leicht überarbeitet.

Mit der Entstehung der Sanatorien ab ca. 1890 werden die Zufahrtsstraßen plötzlich viel stärker beansprucht. Große Mengen Baumaterial müssen herangeschafft werden. Innerhalb von 10 Jahren bis 1902 entstehen 3 Sanatorien mit ca. 200 Betten. Dazu kommen die in großem Maße ankommenden Gäste. Diese mussten mit dem Fuhrwerk an den Bahnhöfen in Liebenzell oder Höfen abgeholt werden.

Ab 1912 gibt es eine regelmäßigen Kraftwagenverkehr zwischen Bad Liebenzell und Höfen der die für Schömberg bestimmten Personen und Güter befördert und der vor allem für den Zubringerdienst für die Kurgäste wichtig ist.

Teil 2

Verkehrserschließung durch eine Bahnlinie. (Projekte)


Die schnell wachsende Zahl von Kurgästen und die schlechten Straßenverhältnisse führten bei Bürgermeister Gustav Hermann zu Überlegungen zum Bau einer Bahnlinie.
 

Vorortbahn Pforzheim - Schömberg (1911- 1913)

Peojekt:  Bahnlinie Pforzheim SchömbergIn einem Schreiben vom 3. August. 1911 fragt die Fa. Ohrenstein und Koppel, Mannheim beim Schultheißenamt Schömberg wegen der Bahnlinie Schömberg - Büchenbronn - Pforzheim an. Es wird in diesem Schreiben darauf hingewiesen, daß bei der großherzoglichen badischen Staatsbahn die Absicht besteht, die Erstellung einer normalspurigen Bahn von Pforzheim nach Büchenbronn - Engelsbrand - Grunbach - Salmbach - Langenbrand bis Schömberg zu unterhalten.
Dies deutet darauf hin, daß in dem Bereich Schömberg/Pforzheim Bestrebungen im Gange sind eine derartige Bahn zu bauen. Bestrebungen und Überlegungen wie sie auch in anderen Ortschaften im Raum Pforzheim aktuell sind, so z. B. auch eine Bahnstrecke Pforzheim - Huchenfeld - Neuhausen.
In erster Linie kommt dieses Bedürfnis von den vielen Arbeitern, die in den Pforzheimer Fabriken ihre Arbeit haben und die der schlechten Straßen- und Verkehrsverhältnisse wegen lange Fußwege bis zu nächsten Bahnhof auf sich nehmen müssen. Für Schömberg und Langenbrand ist der nächste Bahnhof in Höfen. Für Schwarzenberg und Bieselsberg geht der nächste Weg hinunter ins Nagoldtal nach Unterreichenbach. Für Schömberg selbst kommt dazu noch die existenzielle Frage der An- und Abfahrt der Kurgäste.
Eine erste Anregung für die Bahnlinie ging wahrscheinlich von dem Ingenieurbüro für Ingenieur- und Verkehrswesen J. Raisch in Mannheim aus.
Auf Anregung von Schultheiß Hermann aus Schömberg wurde im Juli 1911 auf einer Versammlung in Salmbach beschlossen ein Projekt für eine solche Bahn ausarbeiten zu lassen.
Dieser Auftrag wurde dem Büro Raisch in Mannheim übertragen.
Diese Ausarbeitung befaßt sich zuerst mit der von den kleineren Gemeinden gewünschten Normalspurbahn - nur diese kann wirtschaftlich sinnvoll Massengüter befördern. Da in dem zu erschließenden Gebiet weiters keine Industrie existiert und es daher keinen Massengutverkehr gibt, ist eine Normalspurbahn nicht wirtschaftlich. Ausschlaggebend ist der Personenverkehr.
In dem Erläuterungsbericht wird mit einem Verkehrsaufkommen von 1,6 Mill Personenkilometer (Pkm) gerechnet. Davon soll aus dem Arbeiterverkehr von Schömberg und Umgebung ca 512000 Pkm und von Schömberger Kurgästen und Touristen nochmals 673000 Pkm kommen. Aus diesen Zahlen kann man erkennen wie wichtig diese Bahnlinie von Schömberg aus gesehen wurde.
Problematisch für dieses Bahnprojekt ist vor allem auch der große Höhenunterschied von Salmbach bis Pforzheim (630-280 =350m). Bei einer Längenentwicklung von ca. 14 km würde sich eine durchschnittliche Steigung von 2,5% ergeben. Bei diesen Steigungsverhältnissen ist evtl. an eine Zahnradbahn zu denken. (Schreiben vom 10. Jan. 1913)
Bei all diesen Planungen wird nicht von einer Staatsbahn sondern von einer Vorortbahn ausgegangen, die wohl von den interessierten Gemeinden finanziert werden soll.
Hier liegt das Hauptproblem. Befürwortet wird das Projekt, wie aus einem Schreiben vom 22. Febr. 1913 hervorgeht nur noch von Büchenbronn und wohl auch von Schömberg.
Bürgermeister Schafer aus Büchenbronn geht zu Oberbürgermeister Habermehl in Pforzheim und teilt diesem mit, daß sich die Gemeinden an den Kosten für das Vorortbahnprojekt nicht beteiligen bzw. das Gelände hierzu nicht stellen und noch weniger einen Barzuschuß geben wollen.
Die Gemeinde Büchenbronn stellt daher den Antrag, die Bahn nur bis Büchenbronn zu bauen, zu welcher sie einen namhaften Beitrag geben will. Herr Schafer soll auch geäußert haben, daß er sich viel Mühe um das Zustandekommen gegeben hätte, allein mit diesen Bauern sei nichts anzufangen.
Zu gleicher Zeit wurde auch im Rathaus in Schellbronn beraten. Die Beteiligung war großartig. Von sämtlichen Gemeinden waren die Herren Bürgermeister und Gemeinderäte anwesend. Es war eine große Begeisterung für das Projekt. Alle Vertreter äußerten sich dahin, das Gelände unentgeltlich abzutreten und einen namhaften Zuschuß zu geben.
Der 1. Weltkrieg macht diese Projekte alle hinfällig.

 

Schmalspurbahn Unterreichenbach - Schömberg

Noch während des 1 WK arbeitet Schultheiß Hermann weiter an der Idee einer Bahnverbindung für Schömberg.
So hört er davon, daß nach der Aufhebung der Mobilmachung Feldeisenbahnen abzugeben sind und schreibt deswegen am 28. Sept. 1917 an das Kriegswirtschaftsamt. Er denkt dabei an eine ca 20 km lange Linie von Unterreichenbach über Bieselsberg, Schwarzenberg, Schömberg bis nach Langenbrand.
Schömberg ist nach diesem Schreiben in der dieser Zeit mit rund 700 Fremden belegt, darunter 160 Militärpersonen in 2 Genesungsheimen.
Am 11. Juli 1918 geht ein ausführliches Schreiben an die Generaldirektion der K.W. Eisenbahnen in Stuttgart mit der Bitte um Unterstützung bei der Planung einer Bahn nach Schömberg.
Angedacht wird hier eine Bahnlinie durch das Reichenbachtälchen nach Schömberg unter Verwendung von frei werdendem Kriegsmaterial. In diesem Schreiben wird ausführlich auf die Verkehrssituation eingegangen und die Notwendigkeit der Bahnlinie begründet.
Die Situation wird so beschrieben:
Wir mußten, nachdem sich dieses Projekt (Vorortbahn Pforzheim) zerschlagen hatte, an eine andere Verkehrsverbesserung denken. Solche fanden wir in der Einführung eines Kraftwagenverkehrs von hier nach Bad Liebenzell und Höfen. Der Betrieb wurde im Mai 1912 eröffnet. Im Frieden dienten diesem Verkehr immer 3 bis 4 Omnibusse, während wir seit dem Krieg auf nur einen Wagen beschränkt sind. Die Einrichtung dieses Betriebes und die überaus starke Benützung derselben hat so recht gezeigt, wie notwendig sie war. Der Autoverkehr hat sich mehr und mehr derart entwickelt, daß auch diese Einrichtung den Anforderungen in keiner Weise mehr gewachsen ist. Mit dem einen Kraftwagen wurden in etwa 250 Tage (in der übrigen Zeit mußte der Betrieb wegen Krankheit des Führers und Wagendefekten ruhen) rund 12.000 Personen befördert bei täglich 3 maliger Bahnverbindung.
Wenn aber nun der Kraftwagenverkehr geeignet ist, der dringendsten Personenbeförderung zu dienen, so reichte es doch bei weitem nicht aus zur Beförderung der Fremden und namentlich des Güterverkehrs. Der Personennahverkehr ist und war immer ein sehr reger. Schömberg zählt mit seinen jahraus, jahrein immer vollbesetzten Sanatorien, Kurhäusern und Fremdenheimen zur Zeit rund 1700 Einwohner und wird nach Rückkehr der Ausmarschierten 1900 bis 2000 Einwohner zählen.
In dieser Zahl sind etwa 600 Kurgäste inbegriffen. Schon die eigentliche Einwohnerschaft - bestehend aus Arbeitern, Handwerkern, Kaufleuten, Angestellten und Beamten- ruft einen starken Verkehr hervor, mehr aber noch die zu- und abgehen Fremden, die von allen Gegenden Deutschlands und künftig wohl auch aus dem Ausland kommen. Dann aber ist es der Güterverkehr der allerdringendst einer besseren Regelung bedarf. Eine Unmenge Stück- und andere Güter treffen täglich für die Gemeinde und ihre Einwohner und die Sanatorien ein. Was nur an Kohle bei geführt werden muß! Der Darlehenskassenverein als Kohlenhändler für die Privathaushalte und hat allein einen Jahresbedarf von 340 t, die 3 Sanatorien zusammen einen solchen von 1.000 t Kohlen und Koks. Dazu kommt die Beifuhr von Baumaterialien, Schotter, Steinen und Stückgütern. Die Beifuhr von Stückgütern allein beschäftigt einen Güterförderer vollständig.


Die Staatseisenbahnen erstellen noch vor Ende des Krieges ein Gutachten zur Bahnlinie von Unterreichenbach nach Schömberg das zu folgendem Schluß kommt:

Betriebsart und Leistungsfähigkeit.

Der Betrieb der Bahn ist an sich mit Dampf oder Elektrizität durchführbar. Im letzteren Falle können elektrische Lokomotiven oder Motorwagen mit Anhängern Verwendung finden. Dabei lassen sich je nach der Zugkraft und Zahl der Lokomotiven Züge verschiedener Belastung befördern; Lokomotiven durchschnittliche Stärke werden jedoch wegen der großen Neigung der Linie nur kurze Züge von etwa 3 Wagen zu führen vermögen.

Für den beschränkten Verkehr, den die Bahn aufzunehmen hat und der durch die Bedürfnisse der Gemeinde Schömberg, sowie der weiteren Orte Kapfenhardt, Bieselsberg, Schwarzenberg und Langenbrand gegeben ist, dürfte jedoch ein solcher Betrieb ausreichen.

Zusammenfassung.

Bahnprojekt nach Unterreichenbach
 

Auf Grund des Vorstehenden läßt sich vorbehaltlich näherer Erhebungen und Untersuchungen sagen, daß eine nach dem Vorschlag des Schultheißenamts Schömberg dem Reichenbachtäle folgende Bahnlinie von Schömberg nach Unterreichenbach als kurze, in erheblicher Neigung liegende normal- oder schmalspurige Stichbahn von rein örtlicher Bedeutung, mit Dampf oder elektrischem Betrieb in bautechnischer Hinsicht als ausführbar erscheint, wobei die Verwendung von aus dm Felde anfallendem Kleinbahnmaterial nicht ausgeschlossen ist.

Dieses Bahnprojekt sollte am Bahnhof Unterreichenbach beginnen mit einer Haltestation in Kapfenhardt nach Schömberg führen. Der Bahnhof war bei der Hofstette vorgesehen. Es war auch an eine Verlängerung bis Oberlengenhardt gedacht.

Selbst noch im Gutachten des Innenministeriums zum Ortsbauplan von 1920 wird es als selbstverständlich betrachtet, daß diese Bahnlinie kommen muß:

Es heißt dort:

Über das Bedürfnis nach einer leistungsfähigen Bahnverbindung mit der Nagoldbahn braucht hier nichts gesagt zu werden. Es ist dies in überzeugender Weise in dem Schreiben des Schultheißenamts Schömberg an die Generaldirektion der Württ. Staatseisenbahn vom 13. Juli 1918 geschehen. Bei aller wirtschaftl. Not, in der wir uns befinden, wird ein verantwortungsvoller Ortsbauplan heute nicht mehr die Frage einer solchen Eisenbahnverbindung Schömbergs mit dem Nagoldtal übersehen können.

Bauamtmann Dr. Ing. Marquardt
Beratungsstelle für Ortsbaupläne im Ministerium des Innern, Stuttgart.

 

Teil 3

Ortsbaupläne, Ortsbausatzung


Nachdem 1907 Gustav Hermann zum Schultheiß von Schömberg gewählt worden ist, wurde die Ortsbauplanung auf eine neue Grundlage gestellt.

Am 28. 7. 1914 wurde eine Ortsbausatzung erlassen, die unter Änderungen und Nachträgen immer wieder auf den neuesten Stand gebracht wurde. Diese letzte Eintragung wurde am 17. Sept. 1952 von Bürgermeister Brenner gemacht.

In dieser Ortsbausatzung wurde u. a. geregelt:
Vorgärten und Vorplätze; Herstellung der Hausdohlen und Benützung der öffentlichen Dohlen; Straßenkostenbeiträge; Herstellung und Unterhaltung der Gehwege, Stellung und Lage der Bauten.

Plan zur Ortsbausatzung 1914Schömberg wurde in dieser Satzung in 2 Gebiete eingeteilt. In ländliche, d. h. Gebiete mit ausschließlicher landwirtschaftlicher Bebauung und Nutzung (z. B. Talstraße) und nichtländliche Gebiete die für den Kurbetrieb vorgesehen waren. (Hauptstraße und Liebenzellerstraße)

Ein Beispiel für die Vorschriften:
§29 Schweineställe, Schuppen, Waschhäuser und ähnliche unansehnliche Gebäude dürfen nicht an den Hauptstraßen und öffentlichen Plätzen der nicht ländlichen Ortsteile gestellt werden.
Da wo die Errichtung von Schweineställen gestattet ist, müssen solche, in welchen gleichzeitig mehr als 5 Schweine gemästet werden, einen Abstand von mindestens 50 m von den Straßen und 15m von der Eigentumsgrenze haben.
Neben der Aufgabe einer Ortsbausatzung - eine geordnete Bebauung zu erzielen, wurde auch versucht Ortspolitik zu Gunsten der privaten Heilstätten zu betreiben.

Am 11. März 1919 legt der Katastergeometer H. Schilling aus Herrenalb den in Auftrag gegebenen Ortsbauplanvor. Im Begleitschreiben legt er seine Planungsgrundsätze dar.

Der Entwurf von Geometer Schilling wird der Beratungsstelle für Ortsbaupläne im Ministerium des Innern, Stuttgart zur Begutachtung vorgelegt.
Bauamtmann Dr. Ing. Marquardt übergibt am 7. August 1920 einen Gegenentwurf mit einem ausführlichen Erläuterungsbericht.

Hier soll versucht werden mit einigen Auszügen aus dem

Erläuterungsbericht

die planerischen Ansichten wieder zugeben.

1. Aufgaben des neuen Ortsbauplans :

Entwurf eines Ortsbauplanes ca 1920Es stellt sich die Frage: Wo und für wen soll gebaut werden?"
In 1. Linie sollen Pensionen, Heilanstalten, Landhäuser für bemittelte Kranke gebaut werden. Die Wege für die Kranken sollen bequem und frei von Wagenverkehr und Staub in die Wälder führen. Neu-Schömberg soll kein Tummelplatz eines glänzenden Weltverkehrs werden, sondern mehr einer Gartenstadt oder- wenn man so will- einem Gartendorf ähneln.

2. Verkehrsführung.

Die Verkehrsfrage hat sich jetzt als wichtigste und grundlegendste Frage des neuzeitlichen Ortsbauplanwesens durchgesetzt. Sie ist im Vergleich zu den anderen Fragen des Ortsbauplans technisch und wirtschaftlich von der größten Tragweite. Hier gilt es, über die Bedürfnisse des nächsten Tages hinauszugehen und um etwa 3 Menschenalter seiner Zeit vorauszueilen. Wer das nicht kann, wird nie einen brauchbaren Ortsbauplan zu Stande bringen. Einmal begangene Fehler sind nur schwer und unter großen Opfern wieder gut zu machen und rächen sich durch empfindliche Hemmung des Verkehrs- und Geschäftslebens.

a) Der Eisenbahnverkehr.

Die von der Gemeindeverwaltung angeregte bergbahnartige Lokalbahnvebindung von Unterreichenbach- Kapfenhardt- Schömberg, die von der Eisenbahn-Generaldirektion Stuttgart im September 1918 generell untersucht wurde, ist in sofern im vorliegenden Gegenentwurf berücksichtigt worden, als der künftige Bahnhof Schömberg in der Nähe der Einmündung von F.W. 10 in Vic.W.Nr.2/1 am Nordostende der Ortschaft angenommen wurde. .
Über das Bedürfnis nach einer leistungsfähigen Bahnverbindung mit der Nagoldbahn braucht hier nichts gesagt zu werden. Es ist dies in überzeugender Weise in dem Schreiben des Schultheißenamts Schömberg an die Generaldirektion der Württ. Staatseisenbahn vom 13. Juli 2918 geschehen. Bei aller wirtschaftl. Not, in der wir uns befinden, wird ein verantwortungsvoller Ortsbauplan heute nicht mehr die Frage einer solchen Eisenbahnverbindung Schömbergs mit dem Nagoldtal übersehen können.

b) Überlandstrassenverkehr.

Wichtige Durchgangsstrassenzüge berühren Schömberg nicht; dafür sorgt schon seine geographische Lage auf der zwischen Enz und Nagold gelegenen Hochplatte. Gleichwohl spielt der Durchgangsverkehr für Schömberg eine wichtige Rolle wegen dessen Beziehungen zu dem Kurort.
Die während der nächsten 20 - 30 Jahre wichtigste Durchgangsstraße wird die Vicinalstrasse Liebenzell- Schömberg- Langenbrand- Höfen sein, auf der seit Mai 1912 ein geregelter Kraftwagenverkehreingerichtet ist und die seither die für Schömberg bestimmten Personen und Güter beförderte. Durch den Neubau der Langenbranderstrasse im alten Ortsteil (0. W. 9) ist der Grundriß und das Längenprofil dieser Straße für die nächsten Jahrzehnte ausreichend gestaltet worden. Die Beziehungen des neuen Ortsbauplans zu dieser Durchgangsstraße sind günstige.

c) Der örtliche Verkehr

Ausgehend von den soeben geschilderten Durchgangsstraßen spielt sich ich im übrigen Straßennetz der örtliche Verkehr ab, der für Schömberg infolge des geringen Anteils der Landwirtschaft vorwiegend aus Fussgängerverkehr besteht. Nur einzelne Strassenzüge haben auch einigen Wagenverkehr.
Weiter war dafür Sorge zu tragen, daß das neue Sanatorium in "Mühläcker" so bequem wie möglich mit dem alten Ortskern und dem neuen Erweiterungsgebiet verbunden wird, um eine Abwanderung der in diesem neuen Unternehmen in Behandlung Stehenden nach dem nahe gelegenen Langenbrand zu verhindern.
Das war eben der Fehler an der alten Ortslage, daß sie aus Bequemlichkeit und infolge Fehlens eines guten Ortsbauplans entlang den bestehenden Straßen vornehmlich entlang der Liebenzellerstrasse sich entwickelt hat. So darf es nicht weitergehen! Es wäre kurzsichtig und unverantwortlich, wenn die Gemeinde es unterlassen würde, das gesundheitlich und landschaftlich in erster Linie bauwürdige Gelände in Mühläcker" und Hausäcker d.i. nördlich der Talstrasse bald durch .die eine oder die andere Straße aufzuschließen.
Ich betrachte daher den nördl. Talhang als den Schwerpunkt von Neu-Schömberg. Möglichkeit einer raschen und einwandfreien Beseitigung der Schmutzstoffe unter weitestgehender Reinhaltung des Eulenbaches?
Bezüglich der Lage der gemeinsamen Abwässerreinigungsanlage sei hier der Wunsch gestattet, diese möglichst weit talwärts zu legen und sie durch den bestehenden Wald zu verdecken. Es sollte m. E. eine Entfernung von mindestens 500-600 m von der Neuen Heilanstaltgewählt werden, damit der herrliche Blick auf das Eulenbachtal und den stattlichen Hauswald" den man vom Salmbacher Weg und dem nordwestlich daran anstoßenden Gelände genießt, nicht durch den schlechterdings nüchtern wirkenden Bau der Kläranlage beeinträchtigt wird.
Bauamtmann Dr. Ing. Marquardt
Wie wir heute wissen, ist die bauliche Entwicklung in Schömberg völlig anders verlaufen.

 

Teil 4

Ausbau der Ortsstraßen

Neue Umgehungsstraße 1912Erste Umgehungsstraße

Die steile Zufahrt in den Ort aus Richtung Langenbrand über die Langenbranderstr. und der scharfen Kurve beim späteren Scharfen Eck reicht schon sehr früh den Bedürfnissen für den Verkehr nicht mehr aus. Auch wenn man unter Verkehr sich zu damaliger Zeit etwas ganz anders vorstellen mußte. Aber selbst ein mit Ochsen bespanntes Fuhrwerk hatte wohl seine Schwierigkeiten wenn es von der Talstraße in die Langenbranderstr. einbiegen mußte. Selbst die ersten Busse hätten an dieser Stelle ihre Schwierigkeiten gehabt. Diese Überlegungen und sicher auch die Interessen der 3 Sanatorien die an diesen Straßen entstanden sind, führten 1912 zum Bau einer neuen Straße. Diese neue Straße (Linden- und Bergstraße) brachte mehrere Vorteile mit sich. Sie hatte große Trassierungsradien und viel geringere Steigungsverhältnisse und war damit dem sich entwickelnden Verkehrsbedürfnissen gewachsen. Desweiteren wurde durch sie neues Baugebiet erschlossen.

Staubfreimachung der Ortsstraßen

Der aufkommende KFZ- Verkehr brachte das Problem des Staubes auf den Straßen und dessen Bekämpfung. Dies war vor allem für Schömberg mit seinen vielen Lungenkranken ein besonders schwerwiegendes Problem. Zuerst versuchte man 1924 dies mit Geschwindigkeitsbegrenzungen von 15 km/st in Griff zu bekommen. Dies konnte nur eine Zwischenlösung sein. 1926 wurde die Liebenzeller Str. und 1929 die Hauptstr. geteert. Es folgten stückweise weitere Straßen in den nächsten Jahren. Auf nicht geteerten Straßen wurde der Staub durch sprengen mit Wasser bekämpft. Diese Staubbekämpfung gab es auch noch bis in die 50-er Jahre.
Zum Unterhalt der Straßen und Gehwege benötigte die Gemeinde stetig Schottermaterial. Dazu wurde noch im Juni 1926 das Gelände für eine Steinbruch von Johann Schnürle auf dem Bühl angekauft.
Verbreiterung der Talstraße
Talstraße


 

Die Verbreiterung der alten Ortsstraßen, vor allem der Tal- und Schiller- und Hauptstraße ist eine Sache die sich über Genarationen hinzieht. Manches alte Haus muß dafür abgebrochen werden. War am Anfang die Notwendigkeit die teilweise extrem engen Straßen in denen selbst landwirtschafliche Fuhrwerke Probleme hatten zu verbreitern, brachte der wachsende Verkehr vor allem nach dem Kriege ganz andere Anforderungungen. Fast alle Vorgärten mußten mit der Zeit dem fließenden, vor allem aber auch dem ruhenden Verkehr weichen. Man denke hierbei nur an die Linden- und Liebenzeller Straße. Hier hatte früher jedes Haus einen Vorgarten.
 

Gehwegherstellung:

Ein stetiges Thema in den Gemeinderatsprotokollen der 20-er und 30-er Jahren ist die Befestigung der Gehwege. Dies war vorallem auch eine Forderung der Kurgäste.
So wird z. B. im Jan. 1925 nach langen Regenfällen beschlossen, den bestehenden rechtsseitigen Gehweg an der Liebenzeller Str. herstellen und mit einem festen Belag versehen zu lassen. Im Okt. 1925 heißt es:
Die Sanatorien und Kurgäste streben schon längst die Schaffung eines trockenen Gehweges an der Liebenzeller Str. an. Zunächst kann nur ein Mittelstück von etwa 200 m länge vom Haus Reinike bis zum Postamt ausgeführt werden. Die Kosten hierfür würden sich auf 6000 RM belaufen, wovon die Anlieger die Hälfte ortsbaustatuarisch zu tragen hätten. Die Kosten der Kandelung im Betrag von ca 1000 RM würden auf die Gemeinde entfallen, während der Rest mit 2000 RM vom Kurverein übernommen werden würde.
Im März 1926 beschließt der Gemeinderat:
Hinsichtlich der Herstellung von Gehwegen wird grundsätzlich bestimmt, daß die Gemeinde die Kosten für die Beschaffung und Versetzung der Randsteine sowie für die Herstellung der Kandel übernimmt, während die Angrenzer die übrigen Kosten zu tragen haben.

Hörnlesbergsträßchen (über den Bühl nach Calmbach)

Das Hörnlesbergsträßchen ist die direkte Verbindung zwischen Schömberg und der Tannmühle bei Calmbach. Die Straße führt auf Schömberger Gemarkung in relativ gleichmäßiger Steigung entlang des Calmbächle durch staatlichen Forst. Es ist eine der in der Beschreibung des Oberamts Neuenbürg von 1860 angesprochenen Vicinalstraßen. (Ortsverbindungsstraße)
Ein erster Vertrag zwischen dem Forstamt Neuenbürg -Revier Langenbrand- und der Gemeinde Schömberg wird im Okt 1859 abgeschlossen. In diesem Vertrag verpflichtet sich die Gemeinde zur Unterhaltung des Wegs einen jährlichen Beitrag von 10 Gulden zu bezahlen. Der Gemeinde und ihren Angehörigen wird dafür die Benützung des Weges mit Fuhrwerken jeglicher Art gestattet. Der Unterhalt und die Benutzung dieser Straße ist in den folgenden Jahrzehnten immer wieder Streitpunkt mit dem Forstamt. Heute ist diese Straße für den öffentliche Verkehr gesperrt. Der Gemeinde wird die Zufahrt zu den Quellen gestattet. Der Weg ist befestigt, aber nicht geteert, ist also ein richtiger Forstweg.
Der frühere Ortsteil Tannmühle ist nach Calmbach umgemeindet worden.
 
 

Projekt einer Umgehungsstraße:

Umgehungsstraße, Entwurf 1939Plan 1939
Im Zusammenhang mit dem Projekt einer Höhenstraße Pforzheim - Oberreichenbach wurden in den Jahren 1937/39 Pläne für eine Umgehungsstraße Schömberg erstellt und mehrfach umgearbeitet. Diese Planung tangierte die Siedlung bei den Weberäckern und verzögerte deren Bau. Eine weitere Planung wurde 1950 erstellt aber auch nicht ausgeführt.
Umgehungsstraße, Entwurf 1950
Plan 1950
Diese Umgehungsstraße geisterte noch viele Jahre durch die Köpfe der Schömberger Bevölkerung

 

Teil 5

Ausbau der Zufahrtsstraßen

Ausbau der Straße nach Höfen:

Nach dem die Straße Langenbrand - Höfen gegen Ende des 19 Jh. gebaut und im Jahre 1898 nochmals verbessert wurde, wird ein weiterer Ausbau der Straße wichtig, als Anfang 1929 die Oberpostdirektion Stgt. die Bereitwilligkeit zur Einrichtung von Kraftpostfahrten zur Arbeiterbeförderung zeigt. Bedingung ist die Erbreiterung der Straße und die Bereitstellung von Unterstellräumen in Höfen und Schömberg.
Im Febr. 1929 wird vom Schömberger Gemeinderat beschlossen sich mit den Gemeinden Höfen, Langenbrand und der Amtskörperschaft an den Kosten einer Korrektion der Straße Höfen bis Schömberg zu beteiligen.
Im Sept. 1929 wird das Bezirksamt gebeten, die Mittel für die Staubfreimachung der Straßen Höfen -Schömberg und Liebenzell - Schömberg zu bewilligen.
1933 sucht die Gemeinde Langenbrand um eine Beteiligung der Gemeinde Schömberg an den Kosten der Erbreiterung der Bezirksstrasse Höfen- Langenbrand nach
Aber 1936 sind die Zugangsstraßen nach Schömberg immer noch nicht staubfrei gemacht. Zur Staubfreimachung vorgesehen ist die Straße von Höfen nach Langenbrand. Dringend notwendig ist auch die Straße nach Bad Liebenzell.

Ausbau der Straße nach Langenbrand

Der Zustand der Straße nach Langenbrand ist in den Jahren 1930 bis 1932 immer wieder ein Thema in den Gemeinderatssitzungen. Es heißt dort:
Die Straße nach Langenbrand eine Bezirksstraße befindet sich in einem sehr schlechten Zustand. Sie ist nicht befestigt und liegt in einem feuchten Gelände mit wenig Licht- und Luftzutritt. Die Straße müßte befestigt und gleichzeitig korrigiert werden.
Oder 1933:
Die Straße befindet sich in einem äußerst schlechten Zustand. Sie ist mit Kraftwagen kaum mehr befahrbar. Der Grund liegt darin , daß die Straße in sumpfigem Gelände liegt. Der Zustand ist so, daß bei nasser Witterung der ganze Straßenkörper lebendig wird.
Die notwendigen Mittel stehen der Gemeinde in absehbarer Zeit nicht zu Verfügung.
Im Herbst 1933 ergibt sich die Möglichkeit die Durchführung der Verbesserung auf andere Art zu ermöglichen. In Frage kommt die Durchführung im Wege der Notstandsarbeit mit verstärkter Förderung.
1934 werden die Arbeiten ausgeschrieben. Auf Drängen des Oberamts wird die Straße nicht nur auf Schömberger Gemarkung sonder bis zur Kreuzung nach Höfen ausgebaut, dabei wird die Straße auf Schömberger Gemarkung auf einer Länge von ca. 350 m verlegt.
Im Sept. 1934 ist der Ausbau abgeschlossen. Die Straße muß nur noch geteert werden

Ausbau der Straße nach Pforzheim, Höhenstraße Pforzheim Oberreichenbach (Umgehungstr. Schömberg)

1927 wird von den Gemeinden Büchenbronn, Grunbach, Engelsbrand, Salmbach und Langenbrand die Herstellung einer Straße nach Pforzheim angestrebt. Die Gemeinde Schömberg ist zum Beitritt eingeladen. Bei einer Besprechung über den projektierten Straßenbau nach Pforzheim bzw. bis zur Landesgrenze bei Büchenbronn im Okt. 1928 stellten sich die Vertreter der Gemeinden Grunbach, Salmbach, Engelsbrand und Langenbrand auf den Standpunkt, daß jede an dem Straßenbau interessierte Gemeinde zu denen sie auch Schömberg rechnen, sich mit 1/5 an den Kosten beteiligen solle.
Da die Gemeinde Schömberg an einer Straße nach Pforzheim wohl interessiert, die Straße aber für sie kein absolutes Bedürfnis ist, insofern gute Straßen nach Höfen, Neuenbürg, Liebenzell und Unterreichenbach führen, kann es sich um eine unmittelbare Beteiligung der Gemeinde nicht handeln,
Es wird aber die Bereitschaft erklärt einen angemessenen einmaligen Beitrag zu leisten.
Anscheinend tut sich nicht viel, so daß sich nach der Machtergreifung die NSDAP der Sache annimmt. Hier wird gleich in anderen Dimensionen gedacht. Die Straße nach Pforzheim wird jetzt Teil einer Höhen Auto Straße von Pforzheim bis Freudenstadt von strategischer und wirtschaftlicher Bedeutung.
Am 10. Juni 1933 findet unter dem Vorsitz des Kreisleiters der NSDAP eine Besprechung statt. Es soll eine Eingabe an das Wirtschaftsministerium gerichtet werden, in der unter der Schilderung der finanziellen Unmöglichkeit des Straßenbaus durch die beteiligten Gemeinden, die Reichsregierung gebeten werden soll, denn Straßenbau in das Reichsarbeitsbeschaffungsprogramm aufzunehmen.
Am 9. August 1933 teilt das Wirtschaftsministerium mit, daß nach Lage der Dinge nicht damit gerechnet werden könne, daß das Reich seine Zustimmung zur Erstellung einer solchen Straße gibt.
Um den Ausbau der Straße vorzubereiten, empfiehlt das Wirtschaftsministerium daß die Oberamtsbezirke Calw und Neuenbürg vorerst einen Entwurf über den Straßenzug Pforzheim Schömberg Oberreichenbach mit späterem Anschluss in Simmersfeld erarbeiten zu lassen.
Der Zustand der Straße von Schömberg über Igelsloch nach Oberreichenbach wird als Mangel empfunden. Es wird festgestellt, daß der Straßenbau Sache der Gemeinden ist und die Amtskörperschaft fördert diesen durch Gewährung von Beiträgen. Der vorhandene Weg ist schmal und hat keine Steinvorlage.
Hinweis: Es wird hier von der Staße gesprochen, die schon in den Karten um 1800 als überregionale Verbindungsstraße eingezeichnet ist
Dieser Straßenbau ist ein geeignetes Projekt für die Arbeitsbeschaffung. Das Straßenbauamt Calw wird gebeten, Pläne und Kostenvoranschlag zunächst unentgeltlich zu fertigen.
Im Dez 1933 wird das Straßen- und Wasserbauamt Calw gebeten für die Höhenstraße Pforzheim - Schömberg - Oberreichenbach einen Entwurf ausarbeiten
Es werden Planungen für diese Straße gemacht die in einer Umgehungsstraße auch Schömberg tangieren. Diese geplante Straße berührt das neue Siedlungsgebiet beim Haus am Walde und verzögert den Baubeginn
Erst im Sommer 1939 erklärt sich der Kreisrat Calw damit einverstanden, die Höhenstraße Schömberg – Pforzheim im Abschnitt Grunbach bis Langenbrand weiterzuführen.
Die Arbeiten zur Verbesserung der Landstraße II.Ord. Nr. 55 Büchenbronn Grunbach - Salmbach müssen dann wegen Inanspruchnahme der dabei beschäftigten Arbeitskräfte für andere staatspolitisch wichtige Bauten unterbrochen worden. Der Bau ist zu 2/5 fertiggestellt
Am 24. Okt.1952 wird in der Kreistagssitzung der Bau der Straße Salmbach - Langenbrand beschlossen und am Sonntag , den 26. 10. 1952 finden sich Vertreter der Gemeinden Langenbrand, Salmbach und Schömberg zu einer Besprechung zusammen.
Angesichts des besonderen Interesses des Kurortes Schömberg an dem Bau der Straße erklärt sich die Gemeinde bereit, sich mit einen Betrag von 1000 DM an den Kosten zu beteiligen.
Hier hat sich also die Einstellung zur Verbindung nach Pforzheim grundsätzlich geändert.
 
 

Teil 6

Erschließung mit öffentlichen Verkehrsmitteln

 

Robert Öhlschläger und Hans Schwämmle

Die Erschließung Schömbergs mit öffentlichen Verkehrsmitteln beginnt 1912. Eine große Anzahl von Bürgern von Schömberg und Umgebung gründete die Kraftwagengesellschaft Bad Liebenzell-Schömberg-Höfen m. b. H. in Schömberg. Die Gesellschaft leistet vor allem den für Schömberg so wichtigen Zubringerdienst für die ankommenden und abfahrenden Kurgäste.
1926 gibt es einen Zusammenschluß mit derKraftwagengesellschaft Neuenbürg. Es wird auch eine Linie über Waldrennach eingerichtet. Geschäftsführer der Kraftwagengesellschaft war Jakob Bäuerle. Der Fuhrpark bestand aus 3 Omnibussen, darunter ein offener Benz-Aussichtswagen, einem 6 Sitzer Personenwagen und einem 3to LKW. Die Garagen befanden sich in der Poststraße in Schömberg.
Am 1. Jan. 1928 wird die Kraftpostlinie Neuenburg - Bad Liebenzell in Betrieb genommen. Sie übernimmt die Kraftwagengesellschaft in Schömberg. Der Kaufpreis für die übernommen Fahrzeuge, Grundstücke und Gebäude beträgt 63 000 RM.
Immer noch findet die Verbindung nach Pforzheim und damit zu den überregionalen Verkehrsverbindungen über die Bahnlinien im Enz und Nagoldtal statt.
Direkte Fahrten nach Pforzheim werden von privaten Unternehmern in Schömberg wie Paul König und Matthias Rentschler angeboten. Diese bieten auch Ausflugsfahrten an.
M. Rentschler erhält am 28. Mai 1936 die Genehmigung zur Einrichtung eines Ausflugs- und Mietwagenverkehr. Er ist im Besitz eines Omnibusses (Kombi) mit 28 Sitzplätzen und eines PKW mit 6 Sitzplätzen.
Der Betrieb wird 1941 vom Sohn Friedrich Rentschler übernommen. Ab 1941 wird mit dem Omnibus eine Arbeiterbeförderung zur Fa. Gautier durchgeführt.
Paul König erhält am 28. Mai 1936 die Genehmigung zur Einrichtung eines Ausflugs- und Mietwagenverkehr. Er ist im Besitz eines Omnibusses (Kombi) mit 33 Sitzplätzen und eines PKW mit 6 Sitzplätzen.
Versuche von Busbetrieben Verbindungen nach Pforzheim anzubieten verursachen bei interessierten Kreisen Ärger und Beschlussfassungen im Gemeinderat. So finden sich dort folgende Eintragungen:
21. Dez. 1932; Gewerbeschutz
Der Autobesitzer Eberhardt in Langenbrand veranstaltete in der letzten Zeit verbilligte Autofahrten nach Pforzheim. Durch Anschläge an Masten und Bäumen lud er die hiesige Einwohnerschaft zur Benützung der Fahrten ein. Diese machte hiervon reichlich Gebrauch und benützte die Gelegenheit zu Wareneinkäufen. Der ansässige Handels- und Gewerbestand wird hierdurch nicht unerheblich geschädigt. Wenn die Fahrten auch nicht unterbunden werden können, so muß ihnen doch wenigstens dadurch begegnet werden, daß die Anschläge an den Masten und Bäumen verboten werden.
13. Okt. 1933; Kraftwagenfahrten nach Pforzheim
Durch Anschläge und direkte Zuschriften hat das Postamt hier bekannt gegeben, daß es für jeden Donnerstag der Woche eine Kraftpost-Omnibusfahrt nach Pforzheim veranstaltet, zu einem Preis von 1,20 RM. Dies hat den Unmut der hiesigen Kraftwagenbesitzer, die selbst mit ihren kleinen Personenkraftwagen regelmäßige Fahrten nach Pforzheim veranstalten und der Gewerbetreibenden hervorgerufen. Es wird gewünscht zu veranlassen, daß die Post die Sonderfahrten nach Pforzheim wieder einstellt.
Die Schritte dazu sind unternommen.
Der Ärger und der Druck auf Bürgermeister Hermann ist so groß, daß dieser das Postamt Schömberg bittet, Ihm zu bestätigen, daß die Initiative zu den Fahrten nicht von ihm ausging. Diese Einstellung bestimmter Bevölkerungskreise stand natürlich in krassem Gegensatz zu der Idee früherer Jahre, in denen man sogar eine Bahnlinie nach Pforzheim für nötig hielt.
1931 eröffnet Richardt Eberhardt seine erste Buslinie, eine Arbeiter-Berufslinie von Schömberg über Langenbrand nach Calmbach zur Fa. Gauthier und legt damit den Grundstein zu einem bedeutenden Reiseunternehmen. Diese Linie hat bis zum Beginn der Krieges bestanden,
1948/49 richtet Robert Kling mit seinen Söhnen nochmals für kurze Zeit eine Linie über das Hörnlesbergsträßchen zur Firma Gauthier ein.
Aber auch die Einstellung zu Busfahrten nach Pforzheim ändert sich langsam.
1937 gelingt es eine direkte Verbindung von Schömberg nach Pforzheim durchzusetzen. Es soll die bestehende Linie von Pforzheim nach Engelsbrand bis Schömberg verlängert werden. Die Reichspostdirektion Stuttgart hatte sich lange dagegen gesträubt. Sie hatte in einer derartigen Verbindung eine Konkurrenz zu ihrer Buslinien von Bad Liebenzell nach Schömberg gesehen. Für die Linie von Pforzheim her ist die Direktion in Karlsruhe zuständig. Es sind 2 Verbindungen am Tag vorgesehen. Dies ist vor allem für die in Pforzheim arbeitenden interessant. Auch 8 Kinder aus Schömberg gehen zu dieser Zeit nach Pforzheim in die Schule (Eversbusch, Braun, Schick, Busch, Rösler, Ebert, Reinike).
Welche Schömberg spezifischen Probleme in diesem Linienverkehr auftauchten macht eine Eintragung im Gemeinderatsprotokoll vom 30. September 1940 deutlich:
Der Bürgermeister bringt einen Schriftwechsel zwischen Dr. Schröder hier und dem Postamt Pforzheim wegen der Beförderung von Offen-Tuberkulösen mit dem Postkraftwagen zur Kenntnis. Dr. Schröder macht dabei den Vorschlag, zu den Hauptverkehrszeiten immer 2 Wagen laufen zu lassen und 1 Wagen so zu kennzeichnen, daß er nur für Kurgäste benutzbar ist. Das Postamt Pforzheim lehnt das ab und erklärt, daß Personen mit offener TB künftig nicht mehr mit den Postkraftwagen befördert werden dürfen.
Diese Maßnahme ist sehr einschneidend und geeignet, Schömberg immer noch mehr zu isolieren und die Kranken einer Ächtung auszusetzen.
Wie lange diese direkte Linie nach Pforzheim in Betrieb war, ist nicht bekannt. Es kam der 2. WK mit seinen besonderen Verkehrsproblemen. Die Verbindung nach Pforzheim ging wieder über die Bahnlinien im Tal.
Die Nachkriegsjahre hatten wieder ihre eigenen Probleme.
Einige Male mußte der Kraftpostverkehr wegen Reifen- und anderer Mängel unterbrochen werden. Die Beschaffung von Reifen war sehr schwierig.
1947 ist der Omnibus für die Kraftpostlinie Schömberg - Bad Liebenzell und Schömberg - Neuenbürg dauernd derart beansprucht, daß viele Reisende und namentlich auch zu- und abreisende Kranke nicht mitbefördert werden können. Er ist zu stark durch Schüler- und Arbeiter mit Wochenfahrkarten blockiert.
Eine grundlegende Verbesserung zeichnet sich ab, als 1947 der Kraftfahrtunternehmer Richard Eberhard in Büchenbronn einen Antrag zur Eröffnung einer Omnibuslinie Pforzheim - Schömberg stellt. Richard Eberhardt war 1946 von Langenbrand nach Büchenbronn umgezogen.
Die Genehmigung der Kraftomnibuslinie auf der Strecke Schömberg-Langenbrand-
Salmbach-Grunbach-Büchenbronn- Pforzheim wird am 17. März 1948 erteilt. Es war eine Erweiterung der bereits seit 1947 bestehenden Linie bis Büchenbronn. Diese Linie war vorerst auf 2 Fahrten an Werktagen und auf Arbeiter Beförderung beschränkt, was bedeutet, daß Kurgäste auch weiterhin den Weg über die Bahnhöfe im Tal nehmen mußten.
Der Betrieb wurde mit 3 Omnibussen aus den Jahren 1934 -1938 aufgenommen.
Aber schon der Fahrplan von 1945 zeigt ein wesentlich umfangreicheres Angebot mit 4 Fahrten täglich. Die Anzahl der Fahrten ist bis 1987 auf 17 Fahrten nach und 19 Fahrten von Pforzheim angewachsen.
Verkerhrsverbund PforzheimZu erwähnen ist noch, daß neben der Firma Eberhardt auch die Post ein Konzession für Fahrten nach Pforzheim hatte. Diese Linie ging über Engelsbrand. Aus betriebswirtschaftlichen Gründen wurde 1972 der Gemeinschaftsverkehr Eberhardt/Post gegründet, der einen einheitlichen Fahrplan und einheitliche Preise brachte. Dieser Verbund bestand 12 Jahre.
Heute gehört die Gemeinde Schömberg zum Verkehrsverbund Pforzheim mit seinen einheitlichen Tarifsystem. Die Busverbindung durch die Firma Eberhardt nach Pforzheim ist die wichtigste Verbindung Schömbergs mit öffentlichen Verkehrsmitteln. Innerörtlich hat diese Linie ein eigenes (verbilligtes) Preissystem.
Die Busverbindungen ins Nagold- und Enztal spielen nur noch eine untergeordnete Rolle. Der größte Teil der Personenbeförderung findet heute allerdings mit dem privaten PKW statt. Der Transport von Waren geschieht ausschließlich durch LKW. Die Bahnlinien in den Tälern sind für den Güterverkehr heute völlig bedeutungslos geworden. Schömberg wird aus allen Richtungen von gut ausgebauten Straßen erschlossen.