durch Frau Strohhäker, handschriftlich, und zeilengenau. Übertragung in Computer ohne Zeilengenauigkeit und mit neuer Rechtschreibung durch W. Obert. Durch die schwierige Übersetzung sind manche Sätze in sich nicht logisch. Auch fehlen einige Worte. Dies ist durch Punkte gekennzeichnet. Die Seitenangaben kennzeichnen den Seitenwechsel im Original 1883 Langenbrand Dekanat Neuenbürg
Pfarrbericht für die auf den 6. Mai 1882 ausgeschriebene Kirchenvisitation
1) Statistisches Zahl der ortsansässigen Bevölkerung am 1. Dez. 1880
Zahl der Gebohrenen im Kalenderjahr
sämtliche getauft Zahl der Gestorbenen im Kalenderjahr
Die Kinder unter 2 Jahren werden in den Filialen und einer Rede des Schullehrers beerdigt. Zahl der Trauungen im Kalenderjahr
1881 = 9, 1882 = 6.
Keine bloße Zivilehe,
auch keine gemischte Ehe.
Seite 2
2) Schilderung der Gemeinde
Die Gemeinde ist im Allgemeinen ? ? kirchlich, was sich zeigt durch fleißigen Kirchenbesuch wenigstens am Sonntag zur Predigt. ? Werktags Katechismus und Bußtagsgottedienste finden nur ganz geringe Teilnahme. Der Sonntag wird von vielen gehalten, von manchen aber auch bis in die späte Nacht hinein zum Wirtshaustag gemacht. Auch musste im vergangenen Sommer der Geistliche in einigen Fällen gegen Sonntags ?? auch unmäßigen lärmende Geschäfte antreten. Bedrückend ist allerdings im Verborgenen gepflegte und mehrmals auch in beklagenswertere Weise offenbar gewordene Aberglaube. Der Glaube an Hexen, ......., Karten schlagen. Es fällt oft schwer den Einzelnen die Grenze zwischen Glauben und Aberglauben klar zu machen. Zwar wird immerhin seelsorgerisches Wort willig angenommen. Krankenbesuche werden meist begehrt, immer gern gesehen. Das Familienleben ist mit geringen Ausnahmen geordnet. Hausgottesdienste allgemein. Ehestreitigkeiten sind nicht
kund geworden.
Wohl aber gibt der Leib ..........
Stellung zum 4. Gebot.
Die Kinderzucht ist schlaff,
was sich bei den Eltern im Alter rächt. Bei der ledigen Jugend, leider
auch beim weiblichen Geschlecht, ist das Wirtshaussitzen am Sonntagabend
ein rechter ........
Wo Gesinde ist, wird es zur
Familie gerechnet. Das Verhalten der Gemeindeglieder zu einander ist äußerlich
freundlich, aber nicht immer aufrichtig.
Aus christlichem Interesse
nimmt man auch mit Gaben gerne Anteil. Die Biebelschule findet immer Anklang
und die Zahl der an der .......... beteiligten Missionsfreunde ist im letzter
Zeit erfreulich gewachsen.
Der Vermögensstand ist
mittelmäßig,besondere Notstände für mich vorhanden.
Bemerkung der Visitation
auf Seite 2
Der Gemeindezustand hat
sich seit 2 Jahren nicht verändert. Der Kirchenbesuch hat sich eher
etwas gebessert gegen früher, auch der Prozentsatzim Betreff der Teilnehmer
am Abendmahl ist etwas gestiegen. Kirchliche Sitte gilt hier noch etwas,
aber das religiöse Leben scheint nicht in die Tiefe zu gehen. Außerdem
ist die Selbstverletzung so manch armer Holzhauer ... trotz magerem Verdienst
und ganz geringer Nahrung ohne Klage .........des äußeren Wohlsandes
in Folge der letzte ...Jahre und hat der allgemeinen Wanderlust der Jungen
Leute in die Pforzheimer Fabriken erzeugt, damit sie dort Verdienst finden,
den Sie ...... auf Taglohn erhalten. Aber leider ist man bei dieser ledigen
Jugend, weil sie durch ihren Verdienst eine gewisse Selbstständigkeit
früher erlangen, auch ... und Genusssucht ......häufige Wirtshausbesuche
derselben, worüber der Bericht mit Recht klagt.
Seite 3 3) Besondere Erscheinungen auf religiösem Gebiet Organisierte Gemeinschaften bestehen nirgends. In Langenbrand halten Sonntag Nachmittags ein ....., der Kirchenälteste und Gemeindepfleger Andreas Fischer und ein ..... , der ledige Schuster Johannes Erker Stunden, letzterer in großer Schwachheit, überhaupt halten sich nur wenige weiter dazu. .... sind nicht da, auch
keine Spötter und Religionsverächter.
4) Verhältnisse zu
anderen Konfessionen:
Eingriffe in die Rechte der
evangelischen Kirche sind nicht vorgekommen. Die Erziehungsreligion der
Kinder in den 2 gemischten Ehen ist die evangelische. Konfessionswechsel
hat nicht statt gefunden. Es sind keine evangelischen Kinder in katholischen
Schulen untergebracht.
5) Ortsvorsteher aus .bürgerlichen Kollegien In Langenbrand ist Schultheiß Jakob Friedrich Fischer ein wohlgesinnter Mann, dem die alle .... abgeht. Kirchlisch und gut gesinnt, auch aufzutreten imstande ist. Schultheiß Andreas
Hauff in Kapfenhardt. Weniger kirchlich, leider auch dem Wein ergeben,
aber auf Ordnung in amtlichen Dingen haltend und dem Geistlichen entgegenkommend
ist.
Schultheiß und Verwaltungsaktuar
in Salmbach ist Jakob Friedrich Wagner.
Die bürgerlichen Kollegen
für wohl zugänglich ............... werden nicht gehalten
Kirchenvorstandsitzungen
nur in Langenbrand, in jedem Jahre 2
6. Pfarrgemeinderath:
Sitzungen im Jahr 3
Gegenstände der Besprechung:
Pfarrgemeinderatskasse, Bezirksynode, Brautkränze, Traubibel, Wahlangelegenheiten
Bemerkungen der Visitation
Das Protokoll des Kirchenkonvents
ist in Ordnung und sagt kein Stoff zu Verhandlungen vorhanden.
Ebenso hat es dem Pfarrgemeinderath
an Stoff gefehlt. Die Kirchenälteste sind kirchlich gesinnte Männer.
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Die Kirchenältesten
sind wohlmeinende, persönlich kirchliche Leute, ihre Tätigkeit
ist aber eben auf die Teilnahme an den Sitzungen beschränkt.
7. Fromme Stiftungen: Die Kirchenstiftungspflege
hat einen Vermögensstand von 7878 Marl. Dazu Partikulationsstiftungen
von 1075 Mark.
Nach dem neuesten Etat betragen
die Einnahmen 900M 70p, Die Ausgaben 654 M.
8. Personalien des Geistlichen:
Pfarrer ist Wilhelm Enslin,
geb. 19. 2 1848, 11,5 Jahre im Dienst, hier seit 16. März 1881, verheiratet,
Vater eines Kindes. Auf wissenschaftliche Fortbildung ist er bedacht. Seine
Predigten schreibt er, und legt sie aus dem Gedächtnis ab.
9. Messmer und Organist
ist in Langenbrand Schulamtsverweser Johann Jakob Steinhilber, 21 Jahre
alt, mit befriedigenden Leistungen und geordnetem Wandel.
10. Gottesdienst Bis zum 14. Sept. 1882 war
der Pfarrer mit der Amtsverweserei n Engelsbrand und Grunbach beauftragt,
und es fiel bis dahin die Mittagsbeetstunde aus, ebenso die Sonntagskatechismen
an Abensmahlstagen
Weitere Ausfallgründe
werden angegeben
Bemerkungen der Visitation Pfarrer Enslin Dem Pfarrer hätte man wohl eine bessere Examensnote wünschen können, wenn nicht der Militädienst ihn von Studien und von der Theologie abgezogen hätte. Er besorgt nun pflichtgetreu sein Amt, ist fleißig darin, hat aber noch etwas kommandomäßiges im Umgang mit Kindern, darf sich auch noch mehr in den rechten göttlichen Sinn hinein leben. Lebenswandel ganz geordnet. Theologische Studien versäumt
er nicht.
In Führungder Amtsgeschäfte
ist er gründlich und geordnet. Als Prediger spricht er bereits mit
kräftiger Stimme, gewandt, frei, Inhalt biblisch, Vortrag nahezu gut.
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11. Kommunion Zahl der Kommunionen und
Kommunikanten
im Jahr 1881 - 740 = 68 %
im Jahr 1882. - 669 = 61
%
Durchschnitt 64,5 %
12. Sittliches
Es kommen keine Abweichungen
vom landesüblichen vor. Die Parentationen (Leichenpredigten) des Lehrers
in Langenbrand bleiben hoffentlich bei Wiederbesetzung der erledigten Lehrstelle
abgeschafft.
Beerdigungen von Erwachsenen
geschehen in Langenbrand nie, die von Kindern selten ohne den Geistlichen.
Die Leichen von kleinen Kindern werden meistens von den Lehrern gehalten.
13. Katechisation
Lesebuch ist die Kinderlehre,
die in zweijährigem Kurs absorbiert wird. Die Pflichtigen von Langenbrand
erscheinen vollzählig, die von Kapfenhardt nur sporadisch, die von
Salmbach gar nicht- trotz Anmahnung.
14. Konfirmation
Der Konfirmandenunterricht
wurde vom 2. Dez. an in 41 Stunden (daneben in Engelsbrand-Grunbach) in
ebenfalls 41 Stunden gehalten mit den pflichtigen der ganzen Pfarrei im
Mutterort
Im Jahr b, wurden ab 57 Stunden
erteilt. Lehrbuch ist (Seite 6) Konfirmationsbüchlein. Konfirmiert
wurden im Jahr a, 17 Söhne und 16 Töchter, zusammen 33 Kinder.
Im Jahre b 15 Söhne und 17 Töchter, zusammen33 Kinder. Eine Dispension
war nicht nötig.
Eintragung der Visitation: Bibelstunde hat Pfarrer nicht gehalten, weil (laut Bericht) die Leute an Werktagen nicht abkommen und weil der Geistliche in den Filialen noch viele Funktionen hat. zu11 Die Teilnahme am Abendmahl mit 64,5% hat sich gebessert. Vor 2 Jahren waren es noch 55%. zu13 Es ist sehr bedauerlich, daß die pflichtige Jugend von den 2 Filialen die Christenlehre schwänzt. Ich habe deshalb ernstliche Unterweisungen??? auf dem Rathaus an die Vertreter der Gemeinde gerichtet. Diese wollten sich damit hinausreden, daß in früheren Zeiten die sonntägliche Christenlehre ..... im Anschluß an die Vormittagspredigt gehalten worden sei, aber jetzt, da sie nachmittags stattfinden, sei es ihnen ungeschickt. Es dies keine genügende Entschuldigung. Weiter Seite 6 15. Kirchgang Die Zahl der gangbaren Melodien
ist unter den Alten klein, auch dem heranwachsenden Geschlecht mangelt
es vielfach am musikalischen Sinn.
16. Kirchenbücher
sind vorschriftsmäßig.
Pfarrregistratur und Inventar sind in Ordnung. Die Pfarrbeschreibung ist
auf das laufende nachgeführt.
17 Kirchengengegenstände
Kirchengebäude, Orgel,
die kirchlichen Gefäße entsprechen den Bedürfnissen und
werden in gutem Stand und reinlich gehalten. Ebenso die 3 Gottesäcker.
18. ....
19. Organismus der Schule und Personalien der Lehrer. In Langenbrand erhalten 112,
in Kapfenhardt 81, in Salmbach 78 Schüler wöchentlich je 34 Stunden,
wovon 18 auf die Ober- und 16 auf die Unterabteilung fallen.
Es werden somit überall
wöchentlich 4 Stunden Abteilungsunterricht gegeben.
In Langenbrand ist Schulamtsverweser Johann Jakob Steinhilber gebohren. 11. Januar 1862, 2,5 Jahre im Dienst, In die gegenwärtige Stelle eingetreten am 20. 4. 1882, ledig; gibt Sommers und Winters (Seite 7) an 4 Wochentagen 5, an 2 Wochentagen 5 Unterrichtsstunden. Wandel und Amtsführung
im Allgemeinen gut, leistet als Mesmer, Cantor und Organist .......
Eintragung der Visitation:
zu 15: Kirchgang ziemlich gut zu 16 Pfarrer führt die Kirchenbücher gut und pünktlich, mit guter Handschrift. Registratur der Hauptsache nach in Ordnung. Zu 17 Die h. Gefäße werden sauber gehalten. Pfarrer wünscht die Versetzung der Kanzel an eine andere Stelle und würdige Instandsetzung der Kirche und namentlich des stilvollen Chors. Der Stiftungsrath (vergl. Durchgangsprotokoll) will aber jetzt wo gerade durch den Schulhausneubau die Gemeinde große Ausgaben hat, diese Reperaturen in der Kirche auf spätere Zeit zu verschieben. Langenbrand ...Verweser Steinhilber ist kurz im Beruf, geordnet im Wandel, als Organist ziemlich gut. Weiter Seite 7 In Kapfenhardt ist Schullehrer Johannes Wacker, geboren 2. Februar 1854, 9,5 Jahre im Dienst, in gegenwärtige Stelle eingetreten am 1. 9. 1877, verheiratet, Vater zweier Kinder. Sommers und Winters an 4
Wochentagen 6, an 2 Wochentagen 5 Unterrichtsstunden.
Dürfte im Wandel zurückhaltender,
im Schulgeschäft eifriger sein. Hat als Meßmer, Kantor und Organist
nichts zu tun.
In Salmbach ist Schullehrer
Johann Roller, geboren 25. 9 1859, im Dienst 5,5Jahre, in gegenwärtigeStelle
eingetreten am 1. November 1882, ledig.
Gibt Sommers und Winters
an 4 Wochentagen 6, an 2 Wochentagen 5 Unterrichtsstunden.
Wandel und Amtsführung
im Allgemeinen befriedigend. Ohne kirchliches Nebenamt.
20. Zustand der Schulen
in Absicht auf Religionsunterricht und Zucht.
Die Kenntnisse hier in Langenbrand, ebenso das Interesse der Kinder im Unterricht ziemlich gut. In Kapfenhardt und Salmbach mittelmäßig. Die Zucht ist durchschnittlich befriedigend. 21. Zahl der vom Geistlichen
in den Schulen erteilten Religionsunterrichtsstunden
Dazu in Engelsbrand - Grunbach: im Jahr 1881- 62, 1882 - 16 Stunden, Lehrgegenstand: Normalbibelunterricht Eintragung der Visitation: Kapfenhardt: Schullehrer
Walter im Wandel ohne Klagen, Berufsfleiß ziemlich gut, Als Organist
kaum glücklich.
Salmbach: Schullehrer
Roller mit genügenden Kenntnissen. Führt geordneten Wandel.
Zu 20 Pfarrer Enslin faßt
die Kinder im Religionsunterricht energisch an, und zeigt anerkennnesnwerte
Gewandtheit im Unterricht, wird aber bei seiner ihm eigentümlichen
befehlenden Weise kaum die Gabe besitzen den Kinder Liebe zum Wort Gottes
einzupflanzen. Kenntnissstand ziemlich gut. In Kapfenhardt und Salmbach,
wo die Schulklassen ohnedies geringer sind, kaum mehr als mittelmäßig.
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24. Sonntagsschule
Dieselbe wird von den Lehrern
zur Repetition des ....... und Erklärung der Perikopen (Evangelien)
benützt.
25. Schulstiftungen und Schulfonds werden Stiftung- und satzungsgemäß
verwaltet und verwendet. Lernmittel für die Lehrer bezüglich
der Organistendienstes beschafft im Benötigungsfalle die Kirchspielstiftung.
Zur Beurkundung Pfarrer Enslin
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