Die ersten
Boomjahre in der Entwicklung des Kurorts erlebte Schömberg in
den Jahren bis zum 1 Weltkrieg. In diesen Jahren entstanden die 4
großen Sanatorien: Das Sanatorium Schömberg, die Neue
Heilanstalt, das Schwarzwaldheim und die Charlottenhöhe. Von
einigen Nebenbauten abgesehen hatten diese Einrichtungen schon damals
im Wesentlichen den baulichen Endzustand erreicht. Dazu kamen damals
schon einige kleinere Einrichtungen wie z.B. die Villa Elven.
Diese
Bautätigkeit war auch mit einem ersten kräftigen
Bevölkerungszuwachs in den Jahren1890-1910 von 632 auf 1342
verbunden
1918 spricht Bürgermeister Hermann in einem
Schreiben von 600-700 anwesenden Kurgästen was ca 200.000
Übernachtungen entspricht.
In den folgenden Jahren entstehen
viele kleinere Pensionen und Kurheime. Schömberg
kann 1939 einen ersten Höchststand ca 335000 Übernachtungen
aufweisen, was einer stetig anwesenden Zahl von ca 950 Kurgästen
entspricht bei einem Bevölkerungsstand von 1591 Einwohnern. Dann
kam der 2. Weltkrieg und die Hungerjahre danach was zu einem
deutlichen Rückgang der Übernachtungszahlen auf ca 150.000
im Jahre 1946 führte
Die Kriegsjahre
und die Notzeit danach führte zu einem starken Anstieg der
Tuberkulose Neuerkrankungen in Deutschland von ca 60.000 Personen in
1938 auf einen Höchststand von über 136.000 Personen in
1949. Von da an ging es stetig abwärts. 1971 erkrankten nur noch
30.000 Personen neu an Tuberkulose.
Diese starke Nachfrage konnte
Schömberg zuerst im Wesentlichen mit der vorhanden Betten- und
Bausubstanz befriedigen. 1949 konnte mit ca 390.000 Übernachtungen
der Vorkriegshöchststand übertroffen werden. Dies war nur
dadurch möglich, dass manche Familie ihr Wohn- oder Schlafzimmer
den Kranke zur Verfügung stellte. Eine Einschränkung der
persönlichen Bedürfnisse der heute nicht mehr Vorstellbar
ist und im Zusammenhang der wirtschaftlichen Notlage jener Jahre
gesehen werden muß.
Aber die
wirtschaftlichen Verhältnisse besserten sich. Es kamen die Jahre
des deutschen Wirtschaftswunders. Die Ansprüche der Kranken aber
auch der Kostenträger stiegen und konnten von den kleinen
Häusern nicht mehr befriedigt werden.
Um diese Ansprüchen
zu genügen mussten größere und für die damalige
Zeit moderne Häuser gebaut werden. So entstanden Mitte der 50er
bis Ende des Jahrzehnts eine große Anzahl privater Sanatorien
und Krankenanstalten in der Größe von 50 bis über 100
Betten so z.B.:
Sanatorium Calmette, Sanatorium Schlitz,
Sanatorium Fickert, das Parksanatorium, Sanatorium Dr. Stecher,
Sanatorium Tanneck, Sanatorium Grüntal, Sanatorium Schwaben,
Haus Schillereck, Haus Westfalia, Haus Augusta, Haus Quisiana, Haus
Berghof, Haus Blaich, und Haus Rentschler.
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Dazu baute die Bundesbahnversicherung ein neues Sanatorium und auch das alte Schwarzwaldheim musste einem Neubau weichen. Diese Häuser entstanden im dem damals üblichen Qualitätsstandard, d.h. Als 2-Bett-Zimmer ohne Dusche und WC.
Dieser massive Kapazitätsausbau entstand in einer Zeit in dem der medizinische Fortschritt und die Zahlen der Neuerkrankungen schon deutlich geringeren Bedarf an Bettenplätzen für die Zukunft signalisierte
Entwickklung der TBC-Neuerkrankungen und der Übernachtungszahlen in Schömberg
In den Jahren 1961 und 1962 erreichten die Übernachtungszahlen in Schömberg einen Höchststand von über 830.000. Dazu kann man noch einige tausend Übernachtungen rechnen die nicht angemeldet waren. Dies entspricht einer ständig anwesenden Kurgastzahl von ca 2500 Personen den 1961 nur 2340 Einwohner gegenüber standen.
Entwicklung von Einwohnern und Kurgästen
Während die großen Sanatorien über eigene Veranstaltungsräume verfügten und die Größe es möglich machte eigene Unterhaltungsprogramme zu bieten, war das für die vielen kleineren und mittleren Häuser, die aber jetzt den größten Teil der Gäste beisteuerten, nicht möglich. Dies war wohl eine der wesentlichen Gründe zum Bau des Kurhauses 1958 und damit der Möglichkeit für alle Gäste ein Unterhaltungsprogramm zu bieten.
Was die
zurückgehenden Zahlen der Neuerkrankungen bei der Tuberkulose
seit Jahren ankündigten traf den Kurort mit einer zeitlichen
Versetzung von ca 15 Jahren. Die Übernachtungen vielen von 1962
bis 1974 von 830.000 auf nur noch 335.000. Nachdem vor Jahren schon
die kleineren Pensionen zur Aufgabe gezwungen waren, traf es nun die
neueren Häuser aber auch die großen Sanatorien. Was soll
man Tun? Das Schlagwort hieß Umstrukturierung. Ausrichtung auf
andere Krankheitsbilder und Ausweitung im Tourismus und
Fremdenverkehr.
Vielfältige Anstrengungen wurden unternommen.
So baute die Gemeinde Schömberg das Wellenbad mit
angeschlossenem Kurmittelhaus. Private Investoren bauten beim Haus
Tanneck ein Kurmittelhaus mit Schwimmbad. Das Waldsanatorium wurde zu
einer psychosomatischen Klinik entwickelt. Die Bundesbahnversicherung
und die BfA versuchten ihre Gebäude auf andere Krankheitsbilder
umzustellen. Die Charlottenhöhe und die Gebäude auf dem
Bühl gingen den von Dr. Dorn entwickelten Weg der
Arbeitsheilstätte folgerichtig weiter zum Berufsförderungswerk.
Das Sanatorium Fickert hatte nochmals eine gute Zeit als
Tagungsstätte der Friedrich Ebert Stiftung. Aus dem Sanatorium
Schlitz wurde die Körperbehindertenklinik entwickelt.
Viele der oben
genannten Häuser fanden für einige Jahre nochmals eine
Nutzung als Altersheime und in der Betreuung psychisch Kranker
Menschen. Genannt seien hier das Sanatorium Schömberg das 1969
diesen Weg ging. Das Sanatorium Calmette (Haus am Römerweg) das
mit der Umwandlung eine großen Wohnhauses (Sonnenhof) die
Kapazität in diesem Bereich noch wesentlich vergrößerte.
Das Haus Bertsch und Burkhardt in der Liebenzellerstraße, das
Parksanatorium, Haus Wiesental, Haus Westfalia, Haus Berghof, Haus
Grüntal, das Kindersanatorium und auch das Haus Tanneck, das ja
zuerst einen anderen Weg versucht hat.
Von den genannten Häusern
sind in diesem Bereich nur noch das Haus Grüntal, das Haus
Tanneck, das Haus Martenji (Kindersanatorium)und das Haus Berghof
tätig. Alle diese Häuser haben sich mit großen
Investitionen den heutigen Erfordernissen angepasst. Im letzten Jahr
wurde in Erweiterungsbauten der Psychosomatischen Klinik die auch
seit Jahren nicht mehr gebraucht wurden die Pflegeklinik Schömberg
eingerichtet.
Was ist, was soll
mit den vielen Gebäuden die für die Behandlung der
Tuberkulose erbaut wurden und nicht mehr gebraucht werden
geschehen?
Einige Häuser haben wie zuvor dargestellt eine
neue Nutzung erhalten. Eine Nutzung im Kur- und Fremdenverkehrsberich
-wie eigentlich angestrebt- haben nur das Sanatorium Schwaben (Lamm)
das Sanatorium Fickert (Haus am Kurpark) das Haus Girrbach und
Wiesental bekommen. Einige Häuser wurden der Wohnungswirtschaft
zugefährt so z. B. das Sanatorium Stecher, die Häuser
Augusta, Westfalia und Schillereck.
Rückgebaut und das
Gelände einer neuen Nutzung zugeführt wurde das Sanatorium
Schömberg, das Parksanatorium, das Haus am Walde,und das Haus
Quisiana. Das Haus Blaich wird wohl in nächster Zeit folgen.
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Das Sanatorium
Calmette soll auch der Wohnungswirtschaft zugeführt werden. Das
Sanatoium Charlottenhöhe steht seit vielen Jahren leer und es
ist sehr fraglich ob es je einer neuen Nutzung zugeführt werden
kann. Der Anfang der 60er Jahre erstellte Neubau der BfA
(Schwarzwaldheim) wurde später vom Berufsförderungswerk
übernommen, wird aber heute auch nicht mehr gebraucht und muss
wahrscheinlich rückgebaut werden. Das wäre dann der zweite
Rückbau an gleicher Stelle innerhalb 50 Jahren. Selbst die große
Investition der Gemeinde -das Wellenbad- das damals als Hilfe zur
Umstrukturierung gebaut wurde, steht leer und sieht einer ungewissen
Zukunft entgegen.
Obwohl Deutschland im letzten Jahre wieder
Reiseweltmeister wurde und die Ausgaben für Reisen der einzige
persönliche Bereich war, für den die Deutschen im letzten
Jahr wiederum mehr Geld ausgegeben haben, hat dies keine positiven
Auswirkungen auf die Übernachtungszahlen in Schömberg aber
auch der anderen Orte im Schwarzwald. Die Bedürfnisse der
Deutsche haben sich hier radikal gewandelt dazu kommt noch eine
deutliche Verschlechterung der Bezuschussung von freien Kuren.
W. Obert - 2008
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